Schuldig, einander aus Liebe zu dienen
Johannes 13,1-17  |  13.01.2008  |  V. Janke

Es war mein ein erster Dienst als persönlicher Assistent von Dr. Patterson. Er war Schulleiter des Criswell College for biblical studies. Und ich war Theologie Student im 3. Semester. Dr. Patterson bat mich in sein Büro, zog seine Stiefel aus, gab sie mir, und bat mich, sie zum Schuhputzer 2 Straßen weiter zu bringen. So kam es, dass ich die Schuhe des Schulleiters zum Putzen trug, vorbei an meinen Mitstudenten – ein komisches Gefühl hatte ich dabei und ein bisschen Widerwillen gegen diesen Dienst. Später weihte mich Dr. Patterson ein, dass er jedem neuen Assistenten diese Aufgabe anvertraut um zu sehen, wie sie darauf reagieren. - Aus Liebe wusch Jesus seinen Jüngern die Füße.


Wahre Liebe überwindet Gleichgültigkeit, Stolz, Ungeduld. Mich beeindruckt an Jesus, mit wieviel Geduld er seinen Jüngern begegnet. Drei Jahre haben sie mit ihm, dem Lehrer, gelebt, haben viel gehört, gesehen, gelernt. Wenige Stunden vor seinem leidvollen Tod am Kreuz feiert Jesus das Passa Mahl mit seinen Jüngern – eine Feier, auf die sich Jesus sehr gefreut hat (Lk 22,15). Doch keiner von ihnen ist bereit um dieses höchsten Festes willen, sich selbst oder den anderen die schmutzigen Füße zu waschen. Mit schmutzigen Füßen wollen sie feiern. Drei Jahre Nachfolge - aber nicht bereit, einander die Füße zu waschen. Ich wäre sehr enttäuscht. Wie groß ist Jesu Geduld mit uns! Und wie lange brauchen wir, um echte Demut und selbstlose Liebe zu lernen! Wir sind schwerfällige Schüler. Wie gut, dass Gott mit uns nicht so schnell den Mut verliert. Es geht Jesus aber nicht nur um schmutzige Füße. Es geht Jesus um den Mut zur demütigen Liebe. Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen. Joh 13,14 Wir sind schuldig, einander aus Liebe zu dienen! Wahre menschliche Größe zeigt sich im freiwilligen Dienst an anderen aus Liebe!


Jesus und seine Jünger hatte eine sehr anstrengende und erlebnisreiche Woche hinter sich. Angefangen hatte es mit der Auferweckung von Lazarus von den Toten. Jesus war wie ein Held empfangen worden. Jesus stand im Rampenlicht. Eines Abends entstand eine Diskussion unter den Jüngern, wer wohl der Größte unter ihnen sei. Jesus demonstrierte seinen Jüngern, worin wahre Größe bestand.


  1. Freiwilliger Dienst aus Liebe geschieht still und wie selbstverständlich
    13,4f

Ohne große Ankündigungen steht Jesus auf und macht sich bereit, den Dienst zu tun, den der niedrigste Diener im Haus zu tun hatte – die Fußwaschung. Offensichtlicher war dieser Diener nicht da. Und keiner der Jünger wollte diesen niedrigsten Dienst übernehmen. Sie haben wahrscheinlich gar nicht gemerkt, was Jesus vorhatte. Niemand musste Jesus dazu drängen. Wie selbstverständlich tut er diesen Dienst. Warum? Weil es für Diener selbstverständlich ist, zu dienen. Für Jesus war dieser Dienst keine Ausnahmesituation. Es war sein Lebensinhalt. Jesus Christus hat sich uns zum Diener gemacht, dir und mir: Mk 10,45. Ein Beispiel habe ich euch gegeben... (13,15) sagt Jesus. Damit meinte er aber nicht nur die Fußwaschung. Damit meinte er sein Leben und seine Haltung. Auch in dieser Gemeinde geschehen viele Liebesdienste still und wie selbstverständlich. Siehst du sie? V.5 Wie selbstverständlich kniet Jesus sich vor seine Jünger und wäscht ihnen ihre schmutzigen Füße, wie ein Sklave, wie eine Mutter ihre kleinen Kinder wäscht. Wir dürfen uns vorstellen, dass eine gewisse Spannung im Raum entstand. Als Jesus Petrus die Füße waschen will, passiert es. Petrus protestiert!


  1. Freiwilliger Dienst aus Liebe stößt manchmal auf Ablehnung
    13,6-11

Petrus wollte seine Füße nicht waschen lassen... - Falsch! Petrus wollte sich seine schmutzigen Füße nicht von Jesus waschen lassen. Der Diener des Hauses hätte diesen Dienst selbstverständlich tun können. Das wäre ja seine Aufgabe gewesen. „Auf gar keinen Fall wäscht du meine Füße – nicht in alle Ewigkeit!” Energischer hätte die Abweisung nicht ausfallen können. Jesus erlebte massiven Widerstand. „Was du dir da vornimmst, das will ich nicht!” Hättest du dir deine schmutzigen Füße von Jesus waschen lassen? Hättest du? Hilfe anzunehmen – das ist manchmal schwer. Sehr schwer. Pastor Charles Svendoll aus den USA erzählt in einem seiner Bücher von einer Erfahrung, die ihm die Augen öffneten:

Es war während einer Vorweihnachtszeit vor einigen Jahren. Ein Mann aus meiner Gemeinde fuhr zu unserem Haus mit seinem Weihnachtsgeschenk für meine Familie. Es war nichts, das in buntes Papier eingepackt war, aber ein aufmerksames Geschenk der Liebe, das darin bestand, dass er alle Fenster unseres Hauses putzte. An dem Samstagmorgen studierte ich im Gemeindebüro als meine Frau und die Kinder ihn ins Haus baten. Ohne großes Aufsehen begann er seine Arbeit. Als ich nach Hause kam, sah ich sofort sein Auto vor unserem Haus. Ich fragte mich, ob er vielleicht ein Bedürfnis hatte (mal wieder mein typisches Denken).


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Die Kinder begrüßten mich an der Tür mit der Neuigkeit, dass Phil da war und unsere Fenster putzte. Ich reagierte natürlich erstmal überrascht. Ich wußte, dass er sein sehr beschäftigter Vater und Ehemann war, der sicher mehr zu tun hatte als meine Fenster zu putzen. Ich ging zur Terrasse und sah sein lächelndes Gesicht. „Phil, was geht hier denn vor? Mensch, ich kann’s nicht fassen.” Noch immer lächelnd sagte er, „Chuck, ich möchte dies einfach für dich und deine Familie tun. Frohe Weihnachten!” „Hey, Phil (mittlerweile war es mir etwas peinlich), wie wär’s, wenn du noch die Terrassentüren fertig machst und wir machen den Rest, o.k.?” „Nein, ich möchte ums ganze Haus die Fenster putzen.” „Alle Achtung und Danke auch..., aber du hast sicher viele andere, wichtigere Sachen zu tun. Ich schlag‘ dir vor: du machst die Fenster unten fertig und die Kinder und ich machen die oberen Fenster.” „Nein, ich möchte wirklich alle Fenster machen.” „Nun, ja – warum machst du nicht alle Fenster von außen und wir machen die Innenseite.” Phil sagte eine Weile nichts, sah mich direkt an und sagte: „Chuck, ich möchte alle Fenster putzen, oben und unten, von innen und von außen – jedes einzelne. Du bist immer derjenige, der gibt. Zur Abwechslung möchte ich, dass du auch mal empfängst.” Plötzlich wurde mir bewußt, welch ein Kampf in mir stattfand, dankbar von anderen Geschenke anzunehmen. Ich verstehe die Reaktion von Petrus. (Charles Svendoll, Improving your serve, 167f)


Auch ich verstehe Petrus. In meiner ersten Zeit als Pastor fiel es mir schwer, manche Aufgaben, die ich übernommen hatte, anzugehen. Ich neigte dazu, manche Dinge vor mir herzuschieben. Regelmäßig, wenn ich mit dem Gemeindeleiter telefonierte, erinnerte er mich an bestimmte Aufgaben oder fragte, „Denkst du auch daran...” Das konnte ich nicht gut haben. Innerlich protestierte ich: „Ich weiß das auch selbst! Du brauchst mich an meine Aufgaben nicht zu erinnern! Ich bin schließlich kein Schüler mehr. Du brauchst meine Füße nicht zu waschen. Das kann ich allein!” Ich mußte lernen: Du brauchst diese Hilfe, Volkmar. Auch wenn es peinlich ist. Der Stolz muss sterben.


Und du? Du siehst Alkoholabhängige und denkst, „wenn sie doch nur Hilfe annehmen würden.” Du siehst die Nachbarn, deren Ehe in einer Krise ist. „Wenn sie sich doch nur helfen lassen würden.” Es fällt uns nicht schwer zu erkennen, das andere Hilfe brauchen, es allein nicht schaffen. Siehst du auch die stolze Bescheidenheit bei dir selbst? Du plagst dich Tage mit einer Erkältung. Aber zum Arzt gehst du nicht. „Ich wasche meine Füße schon allein.” Dir fehlt die Freude am Bibellesen oder am Beten. Dein geistliches Leben ist ziemlich ausgetrocknet. Seit Wochen quält dich ein verletzendes Wort. Aber ein seelsorgerliches Gespräch kommt für dich nicht in Betracht. „Danke, ich brauche keine Hilfe.” Auch bei uns erhebt sich Protest gegen Hilfe von anderen. Es sind die kleinen Dinge, die uns große Schwierigkeit bereiten.


13,7f Wie reagiert Jesus auf das deutliche Nein von Petrus? Mit der Androhung einer ernsten Konsequenz. Jesus konnte auch mit seinen Jüngern hart sein. Denn hier ging es um mehr als Petrus meinte. Jesus sagt nicht, „Wenn ich deine Füße nicht wasche, wäre das sehr schade ... muss Johannes das tun... dann musst du es selbst machen...” Nein! Jesus sagt, „Entweder du lässt dir jetzt von mir diesen Dienst gefallen, oder du lässt es ganz sein und gehst wieder fischen!” Die Bereitschaft, sich helfen zu lassen, ist ein MUSS für alle, die Jesus nachfolgen wollen. Keine Diskussion, keine Verhandlung. Der Widerstand von Petrus zeigt: Lernen in der Nachfolge ist manchmal hart! Es ist nur möglich, wenn wir den inneren Widerstand überwinden. Lernen in der Nachfolge beinhaltet auch, alte Entscheidungen neu zu treffen. Petrus mußte sich entscheiden: „Lass ich mir jetzt von Jesus helfen oder lass ich es ganz sein?” Er mußte sich schnell entscheiden V.9. Widerspruch und Empörung sind manchmal Begleitumstände der Heiligung. Wenn Gott etwas ans Licht bringt, dann tut es manchmal auch weh. Wer mit der Einstellung zum Gottesdienst kommt, „Ich möchte gewaschen werden, aber mach mich bitte nicht nass,” der kommt vergeblich!


  1. Freiwilliger Dienst aus Liebe ist unsere Lebensaufgabe als Jünger Jesu
    12-17

so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen. (V.14) Jesus sagt nicht: Kommt bitte immer mit sauberen Füßen. Wir sind aus Liebe verpflichtet, einander die Füße zu waschen, weil wir alle schmutzige Füße haben. Wir alle brauchen den Dienst anderer wirklich. Verstehst du, was Jesus sagt? Schmutzige Füße haben bedeutet, hilfsbedürftig zu sein. Kannst du dich dazu bekennen, „Ich bin hilfsbedürftig!” Wir sind verpflichtet, persönlich zu werden. Wir können anderen nicht die Füße waschen ohne sie anzufassen. Wir sollen einander nah kommen, persönlich werden. Es gibt schmutzige Füße, die kann man nicht durch Beten waschen. Wir sollen als Brüder und Schwestern leben. Wir sollen als Diener leben. Bist du dazu bereit?


Baptisten Nordenham | Zoar-Kapelle | 26954 Nordenham | Friedrich-Ebert-Str. 65   
Gottesdienst: So 10:00

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