Anerkennung und geistliche Reife
1. Thessalonicher 5,12+13  |  19.04.09  |  V. Janke

Bei uns zu hause war in den letzten beiden Wochen eine Fernsehsendung sehr beliebt. „Sarah Wiener und die Küchenkinder‟ war eine Dokumentation über eine Starköchin. Sarah Wiener hat zwölf Jungen und Mädchen im Alter zwischen 12 und 14 Jahren, beigebracht, wie man gesund und lecker selber kocht. Die Kids aus Deutschland, Frankreich, Belgien und der Schweiz greifen bei der Zubereitung zu frischen Zutaten. Wer selbst gerne leckere Speisen zubereitet, wird diese Kinder beneiden. Wer kochen lernen möchte, ist sehr gut beraten, von einem richtig guten Koch zu lernen. Das gilt auch für andere Lebensbereiche. Wer trägt die Verantwortung für den Erfolg oder Misserfolg einer Fußballmannschaft? Der Trainer! Wie gut eine Fußballmannschaft ist hängt zu einem großen Teil davon ab, wie gut der Trainer ist. Ein guter Trainer kann seine Mannschaft zur Höchstleistung motivieren. Fußballer brauchen Trainer. Wer empfängt stellvertretend den Applaus für ein gelungenes Konzert? Der Dirigent! Ein gutes Konzert setzt einen guten Dirigenten voraus. Und jeder Musiker weiß, dass die Anweisungen des Dirigenten keine Vorschläge sind, sondern verbindliche Anweisungen. In Lübeck gibt es eine Musikhochschule. Aus der ganzen Welt kommen Musiker an diese Musikhochschule meist aus einem einzigen Grund: sie wollen Schüler eines bestimmten Lehrers sein. Es sind einzelne Personen mit Namen, die Musiker anziehen und aus ihnen gute Musiker machen. Und Christen? Brauchen wir nicht auch Leitung, Training, Vorbilder?! Wer ist dein Trainer, dein Mentor?


„Die Kirche ist immer dann gewachsen, wenn sie mit starken geistlichen Leitern gesegnet war, die mit Gott rechneten und in ihrem Dienst in ständiger Beziehung zu ihm standen. Der Mangel an solchen Menschen ist ein Symptom der Krankheit, die uns befallen hat. Wo sind die Männer, an denen die jüngere Generation die Kraft geistlicher Leitung wahrnehmen kann?‟ (Oswald Sanders, Verantwortung, Leitung, Dienst, S.9)


„Die Fragen nach angemessenen Leitungsstrukturen, nach Begründung und Inhalt geistlicher Leitung sind zu Schlüsselfragen der christlichen Gemeinden geworden,‟ schreibt Edwin Brandt im Titelthema der Zeitschrift ‚Blickpunkt Gemeinde 4/2000. „Sie sind einerseits verbunden mit der Suche nach entsprechenden Persönlichkeiten, nach geistlichen Leitern, die Leitungsverantwortung zu übernehmen bereit sind und den Mut haben, der Gemeinde im Vielerlei von Ansichten und Möglichkeiten im Hören auf Gott den Weg zu weisen.‟

Wir bitten euch aber, liebe Brüder, erkennt an, die an euch arbeiten und euch vorstehen in dem Herrn und euch ermahnen; habt sie um so lieber um ihres Werkes willen. Haltet Frieden untereinander. 1.Thess 5,12-13


  1. Jede Gemeinde braucht geistliche Leiter.

In der Gemeinde in Thessalonich gab es Menschen, die in der Gemeinde die Aufgabe der Leitung hatten. (Apg 14,23 – eingesetzt von den Aposteln) Über ihren Dienst schreibt Paulus, sie geben sich solche Mühe, euch im Namen des Herrn zu leiten und zum Rechten anzuhalten. Dieser wichtige Dienst der Leitung ist mit Mühe und Arbeit verbunden.


Das Wort  arbeiten  ist zutreffend.

Das gleiche Wort beschreibt sonst körperliche Arbeit. In der Übersetzung Gute Nachricht steht Erkennt die an, die sich für euch abmühen... Geistliche Leitung ist Arbeit und Mühe. Geistliche Leitung beinhaltet, sich für Dienste vorzubereiten, lernen um zu lehren, erklären, ermutigen und ermahnen, zuhören und verstehen wollen, Menschen besuchen, beraten, mitfühlen und mitleiden. Das ist auch ermüdende Arbeit. Nach anstrengenden Tagen ermutigte Jesus seine Jünger, sich zu erholen.

Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruht ein wenig. Denn es waren viele, die kamen und gingen, und sie hatten nicht Zeit genug zum Essen. Mk 6,31


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Das Wort  arbeiten  fragt nach Zielen.

Warum arbeiten und mühen sich einzelne Menschen besonders? Weil sie Ziele und Hoffnung für andere haben. Sie wollen Gottes Liebe und Kraft verwirklichen, so dass Geschwister im Glauben reifen und zur Mitarbeit fähig werden. Sie wollen den Zuspruch und den Anspruch des Evangeliums Menschen nahe bringen. Wem ist es wichtig, dass du geistlich wächst? Wem ist es wichtig, dass du zu einer Persönlichkeit wirst, die anderen zum Segen ist? Wir brauchen als Gemeinde geistliche Leiter. Jeder einzelne von uns.


„Gute Leiter sind nicht diejenigen, die alles wissen. Auch nicht unbedingt diejenigen, die eine theologische Ausbildung mit einer Abschlußnote „sehr gut‟ absolviert haben. Es muss in erster Linie um die Heranbildung von Lebensstil, Charakter und Befähigung zum effektiven Dienst gehen. Diese ganzheitliche Prägung der Persönlichkeit kann nicht allein durch Kurse, Seminare oder das Studium von Literatur geschehen. Hier ist die Beziehung zu einem Menschen, der Erfahrung hat, der Vorbild ist und dem man nacheifern kann, wichtig.‟ (Steffen Thomas, Studienleiter der Werkstatt f. Gemeindeaufbau in Ditzingen) Der beste Lehrer war mit Abstand Jesus selbst. Er hat 12 Männer in seine Nachfolge berufen und drei Jahre mit ihnen gelebt. Sie haben von ihm gehört, was sie als geistliche Leiter wissen sollten; und sie haben an ihm gesehen, wie sie als geistliche Leiter sein sollten.


  1. Christliche Gemeinden brauchen eine wertschätzende Haltung gegenüber ihren Leitern.
    12f

Jeder Leitungsdienst ist vom Wesen her konflikthaft. Das klingt auch in diesem Text deutlich an. Es gibt keine geistliche Leiterschaft, die es allen recht macht und die stets bei allen beliebt ist. Denn auch geistliche Leiter sind Menschen mit Fehlern, mit Ecken und Kanten. Wenn Paulus hier von ermahnen / zurechtweisen spricht, dann benutzt er ein Wort, das meint: „jemandem den Kopf zurecht setzen‟. Gemeint ist das seelsorgerliche Vermahnen und Verwarnen, dass der natürlichen Eigenart des Menschen zuwider ist. Wir brauchen Menschen, die aus Liebe auch bereit sind, uns den Kopf zurecht zu setzen, uns zurechtzuweisen. Jede Gemeinde braucht Geschwister, die sich dieser Berufung zur Leitung stellen, die Ja sagen zu dieser wichtigen und zugleich konflikthaften Aufgabe.


Und jede Gemeinde braucht die Bereitschaft, für ihre Leitung zu beten, sie anzuerkennen und sich ihrer Leitung unterzuordnen. Die Leiter einer Gemeinde sollen von jedem in der Gemeinde in ihrem wichtigen Dienst anerkannt werden. In der Übersetzung ‚Hoffnung für alle‘ heißt es:

Liebe Brüder! Ich bitte euch darum, all die Leute besonders zu achten und anzuerkennen, die sich für euch einsetzen, die eure Gemeinde leiten und euch vor falschen Wegen bewahren wollen. Für ihre Mühe sollt ihr sie lieben und ihnen dankbar sein. Vor allem aber lebt in Frieden miteinander. Was ist damit gemeint?


Anerkennung – das ist die zustimmende, freundliche Bewertung eines Menschen durch seine Umgebung (Gegenteil = Ablehnung). Anerkennung ist sehr wichtig, da wir uns dadurch erst in einer Gemeinschaft wohl fühlen können. Menschen fühlen sich anerkannt, wenn ihre Leistung erkannt wird und sie ernst genommen werden mit dem, was sie sagen und tun. Vgl. 1. Kor 16,15-18


Worum bittet Paulus also? Er bittet darum, dass jeder sich ernsthaft bemüht, auf diese leitenden Christen zu hören. Einen Leiter anerkennen heißt: Ich danke Gott für ihn, bete für ihn, höre auf ihn und nehme es mir zu Herzen. Einen Leiter anzuerkennen heißt auch, wenn nötig ihm zu widersprechen, sich mit ihm und seiner Meinung auseinanderzusetzen. Nur so wird deutlich, dass Leiter ernst genommen werden. Schließlich: Diese Ermahnung, die geistlichen Leiter anzuerkennen, ist ja nicht allein der Leiter wegen, sondern auch, damit jeder einzelne geistlich reift.


Hast du eine solche Haltung der Dankbarkeit, der Wertschätzung und des Gehorsams gegenüber der geistlichen Leitung? Jeder von uns hat es nötig, an seiner Haltung gegenüber geistlicher Leitung zu arbeiten und darauf zu achten, dass nicht Gleichgültigkeit oder Ablehnung sich einschleichen.



Baptisten Nordenham | Zoar-Kapelle | 26954 Nordenham | Friedrich-Ebert-Str. 65   
Gottesdienst: So 10:00

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