Was tut ihr Besonderes?
Matthäus 5,43-48 / 10.10.2010 – V. Janke

Während eines Gottesdienstes kam eine Frau zu Wilhard Becker und klagte unter viel Tränen ihre Not. Sie lebte als Untermieterin mit einer zänkischen Frau zusammen. Es verging kaum ein Tag, wo sie sich nicht gegenseitig schikanierten, beleidigten, quälten. Sie fegten sich gegenseitig den Schmutz vor die Tür, sie schraubten sich die Sicherungen heraus, und wo sie übereinander Negatives reden konnten, taten sie es. Dieser Zustand war deshalb so unerträglich, weil die junge Frau schon lange versuchte, als Christ zu leben, aber immer wieder durch ihr Verhältnis zur Nachbarin Schiffbruch erlitt. Wie oft hatte sie schon um Kraft gebetet, aber immer wieder versagt! Wie oft hatte sie schon um die Bekehrung ihrer Nachbarin gebetet, aber nichts änderte sich. Wie oft hatte sie schon darum gerungen, still zu sein. Nun war sie am Ende ihrer Kraft und auch am Ende ihres Glaubens.


Auf die Frage, ob sie wirklich bereit sei, Hilfe anzunehmen, antwortete sie sehr schnell: ja. Als W. Becker jedoch seinen Vorschlag machte, wurde sie sehr stutzig und nachdenklich. Unter Zögern erklärte sie sich aber bereit, es zu versuchen. Auf dem Heimweg besorgte sie sich einen Blumentopf mit einer blühenden Pflanze. Morgens, als sie die die Nachbarin in der Küche hörte, ging sie aus ihrem Zimmer und stand vor der Zwischentür. Sie fasste sich ein Herz und klopfte an. Auf das bissige Herein öffnete sie die Tür und sagte stockend: „Guten Morgen, Frau X, ich wollte ihnen eine kleine Freude machen. Hier haben Sie Blumen, Sie lieben doch Blumen so sehr.“ Die Nachbarin brachte keine Wort heraus. Entsetzt, überrascht und verlegen schaute sie ihre Untermieterin an. Nach einigem Zögern und Schlucken brach es aus ihr heraus: „Warum tun sie das?“ „Weil ich ihnen eine Freude machen wollte,“ war die Antwort. Da war es mit der Fassung beider Frauen vorbei. Sie weinten sich aus. Und dann konnten sie sich aussprechen. Das war der Beginn einer guten Nachbarschaft.


Dieses Beispiel demonstriert die Macht der Liebe. Und es zeigt unsere Ohnmacht, in der Liebe zu leben. Der Beginn dieser erneuerten Beziehung war der Wille, Liebe zu üben. Agape-Liebe ist die Fähigkeit, von sich selbst weg auf den andern zu sehen. Diese Fähigkeit ist uns durch Christus geschenkt. Wir können lieben. Weil Gott uns von Herzen so liebt wurden wir von seinen Feinden zu seinen Freunden. Darum sollen und wollen wir ihn durch unser ganzes Leben verehren. Weil Gott uns von Herzen so liebt, sollen und wollen wir seine Liebe anderen Menschen, Freunden und Feinden, weitergeben. Wenn ihr nur euren Freunden liebevoll begegnet, ist das etwas Besonderes? fragt Jesus Christus. Das tun auch die, die von Gott nichts wissen. Was tut ihr Besonderes? Ich möchte diese Frage einmal an uns stellen: Was tut ihr Besonderes gegenüber Menschen, die euch unsympathisch sind, die anders sind - vielleicht auffallend und unangenehm anders? Lieben wir auch die Menschen, die uns nerven und die vielleicht irgendwie gegen uns sind?


Wie wir Menschen begegnen ist immer ein Prüfstein unseres Glaubens und unserer Liebe. Das Besondere und Außergewöhnliche, zu dem wir berufen sind, ist die Agape-Liebe. Diese Liebe ermög-licht erneuerte und veränderte Beziehungen. Und diese Liebe hat Macht, Menschen und Beziehungen zu verändern.


Ein Kind Gottes zu sein, heißt sich um erneuerte Beziehungen zu anderen Menschen zu bemühen. Ein Kind Gottes zu sein, heißt in der Liebe zu leben: So folgt nun Gottes Beispiel als die geliebten Kinder und lebt in der Liebe wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer Gott zu einem lieblichen Geruch. Eph 5,1f


Lebt in der Liebe wie auch Christus uns geliebt hat. Am Vorbild Jesu und durch sein Wort lernen wir, dass wir keine Unterschiede machen sollen. Hass und Gleichgültigkeit sollen in unserem Herzen keinen Raum haben. Wir sollen allen Menschen in Liebe begegnen. Hier ist unser Wille gefordert!




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Unser Problem ist:


1. Wir wollen Menschen unterschiedlich behandeln.
V.43


Ihr habt gehört... Die Bibel lehrt: Du sollst deinen Nächsten lieben. 3 Mo 19,18 Feinde zu hassen wird nirgendwo gefordert. Doch weil die Schriftgelehrten die Nächstenliebe exklusiv definierten, folgerten sie: Feinde soll man hassen. Sie suchten und fanden einen Grund, Menschen unterschiedlich zu behandeln. Wer ist mein Nächster? Das war damals ein brennendes Problem. Sein Gleichnis vom guten Samariter zeigt, dass die Juden ein ganz neues Verständnis brauchten. Jesus sagt: Nächstenliebe gilt jedem Menschen in Not.


Ihr habt ... Unser Problem ist nicht falsche Lehre. Wir wissen, dass wir ohne Ansehen der Person lieben sollen. Doch legen wir uns nicht auch Gründe zurecht, warum wir Manche lieben und Andere nicht?! Wir leben nach der gleichen Überzeugung wie die Juden damals. Wir entscheiden, wen wir lieben. Wir wollen Menschen unterschiedlich behandeln. Das ist das Normale, Gewöhnliche. Wir wollen gerne selbst bestimmen, wer unser Nächster ist. Unser Problem ist, dass wir unabhängig von Gott leben (wollen). Und deshalb unterscheiden wir uns nicht wesentlich, auch wenn wir behaupten: Wir nehmen Gottes Wort ernst. Aus eigener Kraft können wir nicht lieben. Solange wir Menschen unterschiedlich behandeln wollen, können wir nicht lieben. Und solange wir Menschen nicht lieben, wie Gott uns liebt, sind wir ohne Salz- und Leuchtkraft. Wir unterscheiden uns nicht. Wir leben nicht als echte Kinder des Vaters. Unsere Herausforderung ist:


2. Wir sollen auch unsere Feinde lieben wollen.
V. 44


Ich aber sage euch... Es geht Jesus nicht um ein neues Gesetz nach dem Motto: Du musst als Christ auch deine Feinde lieben. Jesus spricht mit Autorität. Er ist Autorität. Entscheidend ist jedoch: Jesus Christus ist liebende und geliebte Autorität! Er ist liebende Autorität, weil er uns unsere ganze Schuld vergeben hat. Lk 7,36-47 Liebe entsteht durch empfangene Vergebung! Die Vergebung, die wir em-pfangen haben, ist der Schlüssel zur Liebe. An dieser Frau zeigt uns Jesus: Je größer die Vergebung, desto größer ist die Liebe. Hast du Gott schon mal darum gebeten, dir zu zeigen, wie sehr er dich liebt? Das Wissen, von Gott unsagbar geliebt zu sein, ist der wichtigste Grund, um Menschen zu lieben. Ich liebe nicht, weil ich lieben muss, sondern weil ich geliebt werde! 'Jesus Christus hat mir aus Liebe meine ganze Schuld vergeben!' Diese Überzeugung machte diese Frau zu einer liebenden Frau. Paulus sagt: Denn die Liebe Christi drängt uns... 2 Kor 5,14 Das Wissen, dass du geliebt bist, wird dich in Bewegung setzen, um Menschen für diese Liebe zu gewinnen. Die Liebe zum Feind fängt nicht mit einem Gefühl der Sympathie für den Feind an, sondern mit einer Tat aus Gehorsam und aus Liebe. In dem Buch Gemeinsames Leben schreibt D. Bonhoeffer


Weil geistliche Liebe nicht begehrt, sondern dient, darum liebt sie den Feind wie den Bruder. Sie entspringt ja weder am Bruder, noch am Feind, sondern an Christus und seinem Wort.


Christus ist liebende und geliebte Autorität: Joh 14,21-23.30f Ich will auch Menschen lieben, die mir auf die Nerven gehen, die mir unsympathisch sind, weil ich Jesus liebe und weil ich vom Vater und von Jesus Christus geliebt werde. Darum sagen wir: Ich will meine Feinde lieben, weil Christus es will. Wir sollen auch unsere Feinde lieben wollen. Liebe braucht Willen! Erst das ehrliche Ich will lieben gibt Gott die Möglichkeit, mir zu helfen, auch die Anderen zu lieben. Um mit Jesus Christus in Gemeinschaft zu bleiben, ist es wichtig, dass ich ihm immer und immer wieder meine Bereitschaft sage und meinen Willen zu Verfügung stelle.


Es gibt buddhistische Mönche, die sich jeden Tag eine Stunde Zeit nehmen um darüber nachzudenken: Liebe ich alle Menschen ohne Unterschied? Dr. G. Pöhlmann sagt, „?s ist beeindruckend, wie diese Mönche Menschen offen und liebevoll begegnen.“


„Herr, hilf mir, allen Menschen mit Liebe zu begegnen und zeige mir, wo es mir an Liebe mangelt. Als dein Kind möchte ich jeden Tag in der Liebe leben. Amen“



Baptisten Nordenham | Zoar-Kapelle | 26954 Nordenham | Friedrich-Ebert-Str. 65   
Gottesdienst: So 10:00

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